Nachhaltiges und umweltbewusstes Denken erreicht immer mehr Bereiche unseres Lebens und das ist auch gut so! Heute wollen wir euch deshalb eine Kategorie vorstellen, bei der man vielleicht nicht als Erstes denkt, wenn man sich für einen nachhaltigen Lebensstil entscheidet: nachhaltige Aktien!
Wie können Aktien nachhaltig sein?
Zu allererster stellen wir uns aber die Frage, wie Aktien denn überhaupt nachhaltig sein können. Denn wann man sich das klassische Bild einer hektischen Börse voller Anzugsträger, die gestresst auf die nächsten besten Anlagen warten vorstellen, fällt es auf den ersten Blick schwer dies mit unserem Bild von Nachhaltigkeit zusammenzubringen. Allerdings geht der Trend immer stärker dorthin, dass Unternehmen und Privatpersonen mit ihrem Geld Gutes tun und den Erhalt einer gesunden Umwelt unterstützen wollen. Allein im Jahr 2020 wurden rund 39,8 Millionen Euro von Privatanlegern in nachhaltige Fonds und Mandate investiert - fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor.
Definition von nachhaltigen Aktien
Aber fangen wir von vorne an. Nachhaltigkeit bedeutet ja ganz grob und kurz gefasst, dass die eigenen Bedürfnisse befriedigt werden, ohne die Bedürfnisse zukünftiger Generationen einzuschränken. Dabei umfasst Nachhaltigkeit ökologische, ökonomische, soziale und gesellschaftliche Bereiche. In einem anderen Blogartikel haben wir hierzu auch eine ausführlichere Definition für dich.
Auch bei der Anlage in nachhaltige Aktien gilt dieses Prinzip. Konkrete Beispiele für nachhaltige Aktien sind Geldanlagen in umweltfreundlichen Bereichen, wie erneuerbare Energien, innovative Motorentechnik oder Recycling. Eine klare und einheitliche Regelung, welche Eigenschaften eine Geldanlage haben muss, um als nachhaltig zu gelten gibt es bisher allerdings nicht. Allerdings soll das geändert werden und die EU will in den nächsten Jahren einen eindeutigen Mindeststandard etablieren.
Auf welche Kriterien solltest du achten?
Wie bereits erwähnt, gibt es bisher noch keine einheitliche Einordnung darüber, welche Aktien nun unter den Bereich der Nachhaltigkeit fallen und oftmals liegt es im Auge des Betrachters, ob eine Geldanlage nun als nachhaltig angesehen wird oder nicht. Dennoch gibt es zumindest ein paar Abgrenzungen zu herkömmlichen Geldanlagen.
ESG-Kriterien
In der Theorie zählen Aktien von Unternehmen, die aktiv die Umwelt zerstören oder Menschenrechte verletzten ganz offensichtlich nicht zu den nachhaltigen Geldanlagen. Wie wir aber wissen, ist das in der Realität für den Konsumenten oftmals gar nicht so genau einsehbar oder bekannt, ob ein Unternehmen hier durchweg den Prinzipien der Nachhaltigkeit folgt. Generell sollten nachhaltige Aktien aber von Unternehmen stammen, die die ESG-Kriterien erfüllen. Das E steht dabei für "Environment" - also die Umweltfreundlichkeit des Unternehmens, das umfasst zum Beispiel die Produktion, den Ausstoß von Emissionen und den Umgang mit natürlichen Ressourcen. S steht für "Social" - die soziale Verantwortung, wie die Wahrung von Menschen- und Arbeitnehmer*innenrechten, faire Bedingungen am Arbeitsplatz und hohen Standards bezüglich der Arbeitssicherheit. Das G steht dann für "Governance" und somit eine gute Unternehmensführung, dazu gehört das Verfolgen ethischer Unternehmensgrundsätze, Vermeiden von Korruption und Bestechung und eine transparente Vergütungspolitik. Diesen Kriterien zufolge können auch Aktien, die nicht zu Unternehmen aus den zuvor genannten Bereichen gehören, nachhaltig sein, indem das Unternehmen nachhaltige Ansätze verfolgt.
Allerdings muss an der Stelle auch erwähnt werden, dass der Begriff ,,ESG" bisher noch nicht rechtlich geschützt ist und theoretisch jeder Fondsmanager dieses Label für sich nutzen kann. So können sich unter Aktien, die das ,,ESG"-Label tragen deshalb leider auch Unternehmen aus kritischen Branchen, wie der Öl-Industrie befinden.
Ergänzend dazu gibt es auch den sogenannten Best-in-Class-Ansatz. Hier werden dann auch Aktien von Unternehmen in einen Fonds aufgenommen, die nur ansatzweise nachhaltig, aber dennoch besser als der Rest in ihrer Branche sind.
Deshalb lohnt es sich bei deinen Aktien oder Fonds auf jeden Fall genauer hinzuschauen und die enthaltenen Unternehmen kritisch zu begutachten.
Art des Unternehmens
Frage dich bei der Wahl deiner Aktien, Fonds oder ETF auf jeden Fall, ob du mit dem Unternehmen vertraut bist und dessen Geschäftsmodell nachvollziehen kannst. Untersuche zudem die klassischen Aspekte, wenn es um nachhaltige Alternativen geht und lasse auch das Image des Unternehmens in deine Entscheidung mit einfließen. Außerdem solltest du auch die Art des Unternehmens an sich beachten. Handelt es sich also um eine große Aktiengesellschaft oder ein kleines Start-Up? Start-Ups bieten die Möglichkeit explosionsartig zu wachsen. Allerdings besteht hier natürlich auch ein höheres Risiko.
Nachhaltigkeitsindizes
Wie du vielleicht schon merkst, ist es als privater Anleger gar nicht mal so leicht nachhaltige Aktien zu identifizieren und es gibt grenzenlose Möglichkeiten der Geldanlage. Eine gute Anlaufstelle sind hier aber Nachhaltigkeitsindizes, wie der DAX50ESG oder der MSCI World Socially Responsible Index (SRI). Der DAX50ESG umfasst die 50 größten und liquidesten Unternehmen, basierend auf den ESG-Kriterien im deutschen Aktienmarkt und grenzt Unternehmen, die Waffen, Tabak, Kernenergie, Kraftwerkskohle oder Rüstungsgüter vertreiben kategorisch aus. Der MSCI World Socially Responsible Index (SRI) hingegen umfasst etwa 400 Unternehmen weltweit mit dem höchsten ESG-Ranking.
Ein weiterer Nachhaltigkeitsindex, den du unter die Lupe nehmen kannst, der nochmal strengere Kriterien verfolgt, ist der Natur-Aktien-Index (NAI). Dieser umfasst 30 internationale Unternehmen, die konsequent nach bestimmten Kriterien geprüft werden. Zudem zählt der NAI bereits seit 1997 als DIE Anlaufstelle für die grüne Geldanlage.
Risiko streuen und Rendite
Generell tragen nachhaltige Anlageprodukte nicht zwingend ein höheres Risiko und die Rendite muss auch nicht unbedingt schlechter ausfallen, dennoch gilt aber auch hier: Je spezieller die Branche, umso höher das Risiko und umso kleiner die Rendite.
Gerade für Privatanleger, die noch gar nicht an der Börse aktiv sind, macht es deshalb Sinn in nachhaltige Aktienfonds oder ETFs zu investieren, um das Risiko zu streuen. Viele nachhaltige Fonds oder ETFs sind dann bereits so zusammengestellt, dass sie ein Portfolio aus grünen und sozialverantwortlichen Aktien versprechen. Hier lohnt es sich allerdings, sich die einzelnen Aktien nochmal genauer anzuschauen. Oftmals schleichen sich nämlich doch ein paar eher problematische Unternehmen in Fonds, die als nachhaltig gekennzeichnet wurden.
Welche Aktien sind nachhaltig?
Du merkst schon, es ist gar nicht mal so leicht hier den Überblick zu behalten und die vermeintlich richtige Entscheidung zu treffen. Zum Glück haben sich hier aber andere schon die Mühe gemacht und es gibt zahlreiche Rankings, die dir die Entscheidung erleichtern sollen.
Nachhaltige Fonds
Falls du dich für einen Aktienfonds interessierst, solltest du dir das Ranking der Stiftung Warentest von 2020 anschauen. Dort wurden 156 Nachhaltigkeitsfonds genauer unter die Lupe genommen und sind zu diesem Ergebnis gekommen:
Nachhaltige ETF
Ganz neu seit 2021 gibt es außerdem den ESG Global All Cap ETF mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit. Dieser enthält viele verschiedene Aktien von globalen Unternehmen, um das Risiko möglichst stark zu streuen.
Ebenfalls empfehlenswert sind ETFs der Bank UBS, die Aktien beinhalten, die im MSCI World SRI Index abgebildet sind.
Nachhaltige Aktien
Laut Experten sind das hier die geprüften besten nachhaltigen Aktien, in die du investieren kannst: Microsoft, Tesla und Nvidia. Natürlich gibt es aber auch rentable Aktien von Unternehmen, die sich aktiv für den Schutz der Umwelt einsetzen. Diese haben wir hier für dich aufgelistet:
- Erneuerbare Energien: SunPower Corporation, Xinjiang Goldwind Science Technology Co., Ltd., Nordex SE
- Elektromobilität: NIO, Xiaopeng Motors (Xpeng), Tesla
- Lebensmittel: United Natural Foods, Inc., SunOpta, Inc., Sprouts Farmers Market, Inc.
- Finanzen: Ökoworld AG, Umweltbank AG, The Renewables Infrastructure Group
Fazit
Macht es aber abgesehen von der ethischen Motivation denn überhaupt Sinn in nachhaltige Aktien zu investieren? Unserer Meinung nach auf jeden Fall! Für Unternehmen, die die Nachhaltigkeit komplett ignorieren und der Umwelt schaden wird es in Zukunft immer schwieriger werden Sympathisanten zu finden. Auch aus politischer Sicht könnte es durch die Einführung von Strafsteuern, Emissionsobergrenzen oder Verboten immer schwieriger für manche Unternehmen werden. Zudem haben einige Studien und Analysen mittlerweile bewiesen, dass nachhaltige Anleihen im Durchschnitt ebenso gute Rendite erzielen, wie herkömmliche Aktien. Dennoch gilt auch hier natürlich immer eine gewisse Vorsicht und der Kurs kann sich natürlich trotzdem ständig ändern.
Am Ende liegt es aber natürlich ganz in deiner Hand, was du mit deinem Geld schaffen willst. Behalte allerdings im Hinterkopf, dass durch den Aktienkauf nicht aktiv Geld in das Unternehmen fließt! Das geschieht nur bei dem Verkauf der ersten Aktien, nachdem das Unternehmen an die Börse gegangen ist oder wenn du dieses durch den Kauf der Produkte oder einen Kredit unterstützt. Eine weitere Geldanlage können Green Bonds sein, mit denen du gezielt das Investment von Umweltprojekten ermöglichst.