Biodiversität und Artensterben

Biodiversität und Artensterben

Neben dem Klimawandel gehört das Artensterben zu einer der größten aktuellen Herausforderungen für die Menschheit. Welche weiteren Bedrohungen es gibt, erfahrt ihr übrigens in der Netflix Doku ,,Breaking Boundaries". Darüber haben wir in unserem vorherigen Blogartikel informiert. Doch was versteht man unter den Begriffen ,,Biodiversität" und ,,Artensterben" eigentlich und was können wir dagegen tun? All das erfährst du hier!

Was bedeutet biologische Vielfalt?

Aber fangen wir erstmal ganz von vorne an und damit, was sich eigentlich hinter der Biodiversität oder der biologischen Vielfalt verbirgt. Das Wort ,,Biodiversität" setzt sich aus dem griechischen Wort ,,bios" (das Leben) und dem lateinischen ,,diversitas" (die Vielfalt) zusammen und wird generell in drei Ebenen unterteilt:
  1. die Diversität der Arten - die Vielfalt verschiedener Organismen innerhalb eines Ökosystems, die durch jeweilige Namen unterschieden werden
  2. die Diversität unterschiedlicher Gene - also die genetische Vielfalt innerhalb einer Art oder mehrerer Arten eines Ökosystems
  3. die Diversität in den Charakteristiken der verschiedenen Arten - was also eine Art einzigartig macht und ihr Überleben sichert. Beispielsweise hat eine Tierart, die in einer dunklen Umgebung lebt ein dunkles Fell.

Welche Tier- und Pflanzenarten gibt es?

Aktuell sind rund 1,2 Millionen verschiedene Arten bekannt. Forscher gehen aber davon aus, dass darüber hinaus 8,7 Millionen weitere unentdeckte Arten auf unserem Planeten existieren. Denn bisher konnten nur rund 14 Prozent der an Land lebenden Tiere und sogar nur 9 Prozent der Meerestiere identifiziert und katalogisiert werden. Pro Jahr werden dabei rund 6 200 neue Spezies entdeckt. Ganz neu darunter ist zum Beispiel die Flauschige Fledermaus oder die Regenbogenschlange.
Biodiversität
Generell unterscheidet man bei der biologischen Vielfalt zwischen Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien und sogenannten Protisten. Protisten sind mikroskopisch-kleine Lebewesen, wie beispielsweise bestimmte Algen oder das Pantoffeltierchen.

Das sechste Artensterben

Es gibt ein sogenanntes natürliches Artensterben, wobei die Rate bei 0,1 - 1 Spezies pro Millionen im Jahr liegt. Diese Rate liegt aktuell allerdings bei alarmierenden 10-100 Spezies pro Millionen. Deshalb spricht man auch vom sechsten Artensterben. Aktuell sind rund 38 500 Arten vom Aussterben bedroht, also rund 28 Prozent aller bekannter Arten. Am gefährdetsten sind dabei die Amphibien, gefolgt von Haien und Rochen, Nadelbäumen und den Korallenriffen.

Ursachen für das Artensterben

Was führt nun aber zu dem rasanten Anstieg um den Verlust der Vielfalt der Ökosysteme? Generell wird dabei zwischen zwei Arten an Ursachen unterschieden:

Indirekte Ursachen

Bei den indirekten Ursachen spricht man von grundlegenden Prozessen, die zwar nicht direkt mit dem Artensterben in Verbindung gebracht werden, aber die Prozesse vorantreiben, die verheerende Folgen für die biologische Vielfalt auf diesem Planeten haben. Dazu gehören unter anderem das rasante Bevölkerungswachstum, die wirtschaftliche Nachfrage nach bestimmten Produkten, politische Entscheidungen, sowie Konflikte und Epidemien.

Direkte Ursachen

Die direkten Ursachen kann man dabei viel klarer dem Artensterben zuordnen und sind meist die Folgen der indirekten Ursachen. Die wichtigsten Ursachen haben wir im Folgenden für dich aufgelistet:

Verlust des Lebensraumes

Ein Großteil der Artenvielfalt ist durch den Verlust der Lebensräume bedingt. Dazu gehören zum Beispiel die Abholzungen der Regenwälder, immer unpassender werdende Klimabedingungen, die Zerstörung der Korallenriffe und sich eine immer weiter ausbreitende Weltbevölkerung. Aktuell sind etwa 87 Prozent des Ozeanes durch den direkten Einfluss der Menschheit betroffen, zu Land liegt die Zahl bei 75 Prozent. Aktuellen Schätzungen zufolge könnte das das langfristige Überleben von mehr als 500 000 Arten gefährden. Besonders betroffene Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten sind die Korallenriffe, Savannen und Regenwälder. Dass der Eingriff in die Lebensräume einiger Arten auch direkte Konsequenzen für uns Menschen und vor allem unsere Gesundheit haben kann, sehen wir ganz aktuell an der Corona-Pandemie.

Verschmutzung von Ökosystemen

Neben der bekannten Umweltverschmutzung und Verschmutzung von Ökosystemen, wie dem Meer durch unseren Plastikmüll, gibt es viele weitere Bedrohungen dieser Kategorie für die Biodiversität. Dazu gehört etwa der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft, die neben vermeintlichen Schädlingen auch eine Gefahr für andere Pflanzenarten oder Insekten sind und so ihr Aussterben vorantreiben können. Ebenso verhält es sich mit Düngern, die nicht nur die biologische Vielfalt auf dem jeweiligen Feld bedrohen, sondern in das Grundwasser einsickern oder über den Regen in Flüsse und Seen weitergetragen werden können. Weitere Probleme durch Verschmutzung ergeben sich unter anderem durch Chemikalien, die in der Industrie ausgestoßen werden, Luftverschmutzung, Lärmbelastung und die Lichtverschmutzung, die einen großen Einfluss auf das Verhalten der Tiere haben kann.

Wilderei und Tierhandel

Leider gibt es viel zu viele Arten, die durch den lukrativen Handel und die Jagd auf diese Lebewesen bedroht sind. Beispiele dafür lassen sich erschreckend schnell finden... der Handel mit dem Horn der Nashörner, Elfenbeinhandel, die Schuppen der Schuppentiere, die Trophäenjahd auf Löwen. Einige unserer ,,Oceanmata-Tiere" sind ebenfalls von diesem Problem betroffen. So werden Haie, wie der Fuchshai auf Alor wegen ihrer Flosse gejagt, da diese in vielen Ländern als Delikatesse gilt und deshalb für vergleichsweise gutes Geld verkauft werden kann. Auch Schildkrötensuppe ist in einigen Ländern ein gängiges Gericht und aus dem Panzer dieser liebenswerten Tierchen werden Brillengestelle oder Schmuck hergestellt.
Wilderei

Ausbeutung der natürlichen Ressourcen

Eng verbunden mit dem Wildtierhandel und der Wilderei ist die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen. Das prominenteste Beispiel hierfür ist die Überfischung der Weltmeere. Dadurch wird aktiv in die Nahrungskette der Meeresbewohner eingegriffen und Raubfische sind dann als Konsequenz vom Aussterben bedroht, weil ihnen die Nahrungsgrundlage fehlt, bzw. immer schwieriger zu finden ist. Zu dieser Ursache zählt auch das Verarbeiten bestimmter Spezies zu Schmuck, Medizin oder Souvenirs, wie es beispielsweise bei Korallen der Fall ist. Ein letzter Punkt ist das Halten wilder Tiere als Haustiere. Wusstest du, dass die Harry Potter-Reihe einen wahren Boom auf dem Schwarzmarkt für Eulen ausgelöst hat?

Der Klimawandel

Durch den Klimawandel werden viele Lebensräume unbewohnbar und stellen somit einen massiven Eingriff in die dortige Biodiversität dar. Dabei handelt es sich um Entwicklungen, wie die Korallenbleiche, das Schmelzen des arktischen Eises und lokale Temperaturanstiege. Die verschiedenen Arten haben dabei vier verschiedene Optionen, wie sie mit diesen Konsequenzen umgehen: sie tolerieren die neuen Gegebenheiten, passen sich an, suchen sich einen neuen Lebensraum oder sterben einfach aus.

Invasive Arten

Ein weniger offensichtliches Problem ist die Bedrohung durch invasive, also fremde Tier- und Pflanzenarten, die sich über ihre gewohnten Lebensräume ausbreiten und dadurch eine Bedrohung für die regionale biologische Vielfalt sein können. Ein Beispiel dafür ist der Waschbär, der ursprünglich in Nordamerika heimisch war und sich durch den Betrieb von Pelztierfarmen auch in Europa ausbreitete, wobei man sich hierbei noch unklar ist, wie groß die Bedrohung für heimische Raubtiere und Vögel durch den Waschbär ist. Klarer ist der Fall allerdings beim Asiatischen Marienkäfer, der droht andere Marienkäfer-Arten, im Kampf um Nahrung und Lebensraum zu vertreiben. Invasive Arten können aber auch im Pflanzenreich vorkommen. Hier verbreiten sich die jeweiligen Samen durch unsere verknüpfte Welt, den Handel und Reisen sogar noch viel schneller.

Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt

Uff, das klingt alles gar nicht gut! Aber wie immer, haben wir auch hier ein paar Ideen parat, die du in deinem Alltag umsetzen kannst, um nicht weiter zu dem Problem beizutragen. Vorab ist es uns aber nochmal wichtig zu betonen, weshalb es so wichtig für die Menschheit ist, die genetische Vielfalt zu erhalten - ganz abgesehen davon, wie unglaublich süß, faszinierend und erstaunlich die Tier- und Pflanzenwelt ist!

Weshalb ist es so wichtig, die Biodiversität zu erhalten?

Zuallererst sollten wir unsere Umwelt und Biodiversität natürlich wegen ihrer selbst schützen - in der Wissenschaft spricht man dabei vom intrinsischen Wert. Bei vielen politischen, wirtschaftlichen und privaten Entscheidungen reicht es oft aber leider nicht einfach zu sagen: ,,Lasst es uns schützen, weil es schön ist". Deshalb gibt es hier viele weitere Gründe, die für den Schutz der Biodiversität sprechen.
  1. Bestäubung: Viele Pflanzen und die Herstellung bestimmter Lebensmittel, wie Honig sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen.
  2. Lebensmittelgewinnung: Unglaublich viele Tiere, Bakterien und Pflanzen arbeiten zusammen, um die Erde und den Boden gesund und fruchtbar zu halten. Dies ist natürlich für die Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion unverzichtbar.
  3. Klimaregulierung: Allseits bekannt ist die Tatsache, dass Pflanzen und insbesondere Bäume Co2 speichern und in wichtigen Sauerstoff umwandeln können.
  4. Reinigung von Wasser: Um sauberes Trinkwasser gewinnen zu können, sind tausende von Bakterien beteiligt, die unser Wasser von Schadstoffen reinigen. Diese Bakterien kommen z.B. auch in Kläranlagen zum Einsatz
  5. Sicherung des Einkommens: Vielen Menschen dieser Welt sind auf eine funktionierende Erde angewiesen, da sie dadurch ihr Einkommen sichern können. Ob von der Landwirtschaft, zum Tourismus bis hin zum Fischfang im globalen Süden.
Auch wenn die Menschheit mit immer besseren Lösungen versucht natürliche Prozesse zu ersetzen, werden diese allerdings nie so effektiv und verlässlich sein, wie die Natur selbst. Deshalb sollte uns allen der Erhalt der Biodiversität und der Vielfalt des Lebens am Herzen liegen.
Bestäubung

Was kannst du gegen das Artensterben tun?

Um den kompletten Zusammenbruch der Biodiversität zu verhindern und das Artensterben zu verlangsamen, gibt es einige Änderungen, die du heute noch umsetzen kannst!

Bewusst konsumieren

Wie bei so vielen Problemen, liegt die Lösung darin bewusster und weniger zu konsumieren. Versuche auf Fleisch und Fisch zu verzichten oder komplett auf eine vegane Ernährung umzusteigen. Außerdem gilt auch hier das generelle Mantra: weniger ist mehr! Weniger Plastik, weniger Müll, weniger Essensverschwendung, weniger Co2... und eine nachhaltige Nutzung unserer natürlichen Ressourcen.

Setze ein klares Zeichen

... gegen die Ausbeutung von Tieren für die Herstellung von Schmuck, Medizin oder Souvenirs und achte vor allem bei deinen Reisen darauf, welche Andenken du mit nachhause bringst. Sage entschieden Nein zu entsprechenden Angeboten und kaufe auch nichts aus Mitleid oder um deinen Großeltern eine Freude mit einem exotischen Mitbringsel zu machen.

Setze dich für den Schutz bedrohter Arten ein

Es gibt zahlreiche Initiativen und internationale Einrichtungen, wie den WWF, die sich für bedrohte Arten einsetzen. Unter diesem Link kannst du außerdem an einer Petition gegen den Handel mit Haifischflossen in der EU teilnehmen. Natürlich kannst du auch unser Vorhaben durch den Kauf eines Artikel oder einer Patenschaft zum Schutz der Korallen und der Schildkröten unterstützen. Generell ist es aber auch bei diesem Thema unglaublich wichtig, dein Umfeld über die Krise aufzuklären und darauf aufmerksam zu machen.

Verliere nicht die Hoffnung

Wir wissen, wie unglaublich frustrierend der Kampf gegen die Klimakrise sein kann und wie verlockend es in manchen Situationen scheint, einfach aufzugeben. Vor allem bei diesen ganzen schockierenden Zahlen. Allerdings sollte dies keine Option sein und wir glauben fest daran, dass wir gemeinsam das Ruder rumreißen können!

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